B Buch

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Liquiditätsprovider
BID / ASK Erzeugung aus mehreren Liquiditätsprovidern

Das B Buch

Um das B Buch ranken sich viele Mythen, doch was hat es damit auf sich? Was genau bedeutet es für den Trader wenn er in einem B Buch geführt wird und ist das wirklich etwas negatives?

Woher kommt die Bezeichnung?

Bevor wir genauer drauf eingehen was es mit dem B Buch auf sich hat sollten wir erstmal einen Blick darauf werfen woher die Bezeichnung genau kommt. Wie bereits in unserer Erklärung zum A Buch beschrieben, gibt es an den klassischen Börsen kein B Buch, zu den klassischen Börsen gehören alle physischen Produkte wie Aktien, Optionen, Futures, Fonds oder ETF’s.

Alle synthetischen Produkte hingegen, wie CFD (auf alle möglichen Produkte wie Index Märkte, Aktien, Rohstoffe, Futures um nur ein paar zu nennen), Forex, Kryptowährungen als CFD Replikation und so weiter,  haben einen Gegenpart. Dieser Gegenpart, auch Risk-Taker genannt, nimmt dann die Gegenposition zum Trader ein. Dafür lässt er sich einen Spread und einen Swap Zahlen. Für mehr Informationen empfehlen wir an dieser Stelle unseren Artikel zum CFD HIER. Dementsprechend kommt der Begriff des B Buches aus dem Brokerage. Grundsätzlich gibt es drei Arten von Brokern:

Man darf sich dabei von den Begrifflichkeiten jedoch keines Falles hinters Licht führen lassen. Viele Broker bewerben sich selbst als „True ECN Broker“ oder alternativ „Echter ECN/STP Broker“, dies ist nichts weiter als Marketing. Alle drei Broker Arten verfügen sowohl über ein B als auch ein A Buch.

Als bestes Beispiel ist hier IC Markets aus Australien aufzuführen: Viele Trader betiteln ihn gerne als „größten ECN Broker der Welt“, jedoch gibt selbst IC Markets auf seiner Website zu, dass sie über eine Market Maker Lizenz verfügen und die Produkte selber herausgeben. Sie stellen lediglich klar das sie die Produkte nicht selber bepreisen.

Was für den Trader und Kunden nun beruhigend klingt bedeutet im Klartext nichts anderes als: Wir stellen zwar nicht den Preis für das Produkt, aber wir wetten trotzdem gegen dich, wenn wir wollen.

B Buch IC Markets

https://www.icmarkets.com/au/de/help-resources/help-centre

Was bedeutet beim Broker B Buch?

Halten wir also fest: Die Ausführungsart ECN / STP / Market Maker sagt nicht wirklich aus ob ein Interessenkonflikt vorliegt oder nicht. Doch was bedeutet das nun genau für den Broker und für mich als Kunden?

  • Der Broker leitet die Order des Kunden nicht in den Market weiter.
  • Der Broker führt die Order lediglich „virtuell aus“.
  • Gewinnt der Kunde mit seiner Order Geld, so verliert der Broker Geld und folge logischerweise verliert der Kunde Geld mit seiner Order so gewinnt der Broker Geld.

Viele Trader haben nun das Bild vom „bösen Kapitalisten“ wie wahlweise Jordan Belfort oder Gordan Geko im Kopf, wo der Broker nur darauf wartet ihnen das Geld wegzunehmen. Aber keine Sorge, so schlimm wie propagiert ist das B Buch nun auch wieder nicht. Der Broker sitzt dabei nicht aktiv hinter dem Computer Bildschirm und beobachtet jeden Kunden um darauf zu hoffen das dieser sein Geld verliert.

Dennoch sollte eine Gewisse Vorsicht geboten sein. Während bei ECN und STP Ausführungsmodellen der Broker den Kurs nicht selber stellt und damit eine faire Chance besteht, dass der Kunde auch gewinnen kann, so sollte man bei Market Makern, die Kurse selber stellen, sehr vorsichtig sein.

Wie funktioniert das B Buch?

Entscheidet sich ein Broker die Order der Kunden nicht an den Liquiditätsprovider durchzuleiten, so nimmt er die Gegenposition zum Kunden ein. Dabei betrachtet er allerdings nicht den einzelnen Kunden als Individuum, sondern er schaut sich das sogenannte Netto Exposure an.

Netto Exposure bedeutet die tatsächliche Positionierung aller Positionen, unter Berücksichtigung der sich gegeneinander verrechnenden Positionen. Klingt erstmal ein wenig kompliziert, ist aber ganz einfach. Ein Beispiel:

Sagen wir ein Broker verfügt über 250 Kunden. Von diesen 250 Kunden gehen 150 Kunden mit jeweils einem Lot long auf EUR/USD und 100 Kunden short auf EUR/USD. Wir haben also nun 150 Lot long Exposure und 100 Lot short Exposure. Wettet der Broker nun dagegen ist sein Risiko nicht 250 Lot, sondern netto 50 Lot. Denn das Netto Exposure liegt bei 50 Lot long EUR/USD ( 150 Lot long minus 100 Lot short = 50 Lot long).

Was ist der Vorteil im B Buch?

Entgegen der allgemeinen Meinung das es ausschließlich Vorteilhaft ist beim Broker im A Buch geführt zu werden hat auch die B Variante klare Vorteile für den Kunden. Insofern der Broker sich ehrlich verhält wird die Slippage auf 0 reduziert, denn der Broker muss für die Order keinen Gegenpart im Markt finden. Dadurch reduziert sich die Ausführungszeit der Order, was selbstverständlich positiv für den Kunden ist. Gerade für hochfrequente Händler, welche beispielsweise Expert Advisors (auch EA genannt) benutzen kann dies von bedeutsamen Vorteil sein. Der allgemeine private Trader wird allerdings keinen Unterschied sehen, da wir hier einem Geschwindigkeitsvorteil von, je nach Broker, 0,1 – 0,3 Sekunden sprechen.

Statistisch gesehen haben Retail Broker, also Broker deren Kerngeschäft der verkauf von CFD’s and kleine Endkunden ist, eine B Buch Quote von 70-95%. Dies bedeutet das sie 70% bis 95% ihrer Kunden und deren Orders nicht in den Markt weiterleiten und stattdessen lieber die Gegenposition eingehen. Wenn man dabei ihm Hinterkopf behält, dass ca. 80 Prozent aller privaten Händler negativ handelt erscheint dieses Vorgehen durchaus logisch.

Für den Kunden bietet das B Buch abgesehen von dem Geschwindigkeitsvorteil gegenüber einer realen Marktorder jedoch keinen weiteren Vorteil.

Wie entsteht der Preis im B Buch?

Die Preisfindung unterscheidet sich bei B Buch Brokern nicht unbedingt von A Buch Brokern. Hierbei kommt es auf das Ausführungsmodell des Brokers an. Bei ECN oder STP Brokern wird der Preis 1:1 wie bei A Buch Brokern gebildet. Der Broker weiß damit selber nicht ob der Wert eines Produktes steigen oder fallen wird, er ist mehr oder weniger ein Marktteilnehmer wie der Trader auch. Sein einziger Vorteil ist das er Swaps und Spread vereinnahmen kann, was zu einem statistischen Vorteil führt, ähnlich wie die 0 beim Roulette im Casino.

Preisfindung beim ECN/STP Broker

Damit ein Preis entsteht benötigt es einen Käufer und einen Verkäufer. Sowohl der Käufer als auch der Verkäufer sind bereit zu verschiedenen Preisen zu kaufen und zu verkaufen. Daraus entsteht ein BID und ein ASK Preis.

A Buch

Beispiel wie ein Preis entsteht.

Wie in der Grafik zu sehen versucht der Broker nun den günstigsten BID mit dem günstigsten ASK Preis zu „matchen“ also einen möglichst günstigen Spread zwischen Kauf- und Verkaufspreis zu erzeugen. Dabei greifen die meisten Broker auf die Hilfe von Prime Brokern wie GBE Prime oder Liquiditätsnetzwerken wie OneZero oder PrimeXM zurück. Dort schließen sich mehrere Broker zusammen um ihren Kunden möglichst tiefe Liquidität zu bieten. Entscheidet ein Broker jedoch die Order nicht durchzuleiten so nimmt der Broker vom Prime Broker oder vom Liquiditätsnetzwerk lediglich den Preis.

Preisfindung beim Market Maker

Market Maker bestimmen wie viel Volumen sie bereit sind zu kaufen und zu verkaufen und zu welchem Preis sie kaufen möchten und zu welchem Preis sie verkaufen möchten. Aus dem Kauf und Verkaufskurs, auch BID und ASK genannt, entsteht dann der Spread. Häufig stellen Market Maker den BID und ASK gleichzeitig. In diesem Fall spricht man von Quotes, wobei der Market Maker dann die Quotierung übernimmt.

Wir halten also fest:

  • Der Market Maker bestimmt wie viel Volumen gehandelt werden darf.
  • Der Market Maker bestimmt zu welchem Spread (BID / ASK) gehandelt wird.
  • Der Market Maker bestimmt zu welchem Preis gehandelt wird.

Dementsprechend empfehlen wir grundsätzlich bei einem ECN oder STP Broker zu handeln!

Wenn du herausfinden möchtest wie gut dein Broker ist, schau gerne bei unseren Broker Testberichten vorbei.

Weitere ausführliche Erklärungen zu allen Begrifflichkeiten der Finanzwelt findest du HIER in unserem Lexikon.

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