Michael Voigt: „Das große Buch der Markttechnik“
„Das große Buch der Markttechnik“ von Michael Voigt gilt seit Jahren als ein Klassiker der Tradingliteratur, es erschien erstmals 2006. Möglicherweise ist es auch so erfolgreich, weil Michael Voigt als einer der ersten deutschsprachigen Autoren die Materie so umfassend behandelt hat. Zuvor stützten sich die Trader eher auf angloamerikanische Literatur von Joe Ross & Co. Diese ist zweifellos exzellent, allerdings orientiert sie sich unter anderem stark an den US-Indizes, die doch etwas anders ticken als unser DAX mit seinen Blue Chips.
An wen richtet sich „Das große Buch der Markttechnik“?
Es richtet sich zweifellos an Einsteiger, doch auch erfahrene Trader werden ihm viele wertvolle Tipps entnehmen. Zunächst aber hatte Michael Voigt, selbst ein sehr erfahrener Händler, diejenigen Neulinge im Blick, die gerade den Börsenhandel für sich entdeckt haben und nun zunächst zwischen den Assetklassen schwanken (Aktien, Rohstoffe, Indizes, Währungen und die vielen gehebelten Derivate darauf). In der Regel haben die begeisterten Einsteiger schon ein Tradingkonto bei einem Broker eröffnet und sehr schnell ihre erste Einzahlung versenkt. Sie fragen sich, was schiefgelaufen ist. In diesem Moment wird es Zeit für „Das große Buch der Markttechnik“.
Warum ist der Tradingeinstieg so schwer?
Es gibt hierzu vieles zu sagen, doch bleiben wir bei unserem Thema: „Das große Buch der Markttechnik“ von Michael Voigt erörtert nämlich sehr ausführlich auch diesen Punkt, was es wiederum besonders wertvoll macht. Grundlegend lässt sich durch die Bank feststellen, dass Tradingeinsteiger auf ihrer Suche nach Lösungsansätzen sehr gern komplizierte Strategien wählen, die sich selten perfekt umsetzen lassen und manchmal auch gar nicht funktionieren können. Diese Haltung von Neulingen an der Börse könnte daran liegen, dass viele von ihnen sehr gut ausgebildet sind und unter anderem über höchstes technisches Fachwissen verfügen.
So viel Technik möchten sie nun auch beim Trading einsetzen, doch die Börse ist weder ein Motor noch ein Windrad noch ein Chemiebetrieb. Es herrschen hier andere Gesetze. Diese basieren durchaus auch auf Technik, denn nicht umsonst heißt die Publikation von Michael Voigt „Das große Buch der Markttechnik“. Doch es ist eine gänzlich andere Technik, als wir sie von mechanischen, physikalischen und chemischen Gesetzen kennen. Für die Technik an der Börse gibt es nun diverse Ansätze wie die Fibonaccizahlen, die Elliott Waves, Fraktale und sogar esoterische Bezüge zu den Mondphasen, die ernsthafte Trader aber praktisch nicht beachten. Handfester und deutlich praxisnäher wirken da schon die Indikatoren wie die Stochastik, der RSI oder der MACD, es gibt etliche weitere. Auf diese geht „Das große Buch der Markttechnik“ von Michael Voigt natürlich ein.
Was behandelt das „Das große Buch der Markttechnik“ von Michael Voigt konkret?
Michael Voigt stellt eine zentrale Frage in den Mittelpunkt: Wo entsteht Bewegung? Zentral ist diese deshalb, weil nur eine Bewegung gehandelt werden kann. Natürlich hinterfragt der Autor auch, wie die Märkte generell funktionieren und beantwortet, wie das Trading technisch funktioniert. Weil „Das große Buch der Markttechnik“ in dieser Hinsicht sehr umfassend aufgebaut ist, gilt es im Jahr 2021 als Bibel für Tradingeinsteiger, was angesichts der nur 15 Jahre seit der Ersterscheinung durchaus bemerkenswert ist.
Michael Voigt selbst sonnt sich übrigens nicht in dieser Klassifizierung, er sieht sie sogar kritisch. Immerhin, so sein jüngstes Statement aus 2020, lüftet „Das große Buch der Markttechnik“ keine Geheimnisse, denen nicht vor ihm schon Experten auf den Grund gegangen wären. Es orientiert sich vielmehr an der Dow-Theorie, welche Charles Dow schon im ausgehenden 19. Jahrhundert formuliert hatte. Allerdings hat das „Das große Buch der Markttechnik“ diese Theorie auf ein neues Niveau gehoben und an die Verhältnisse des frühen 21. Jahrhunderts mit seinem computergestützten Handel angepasst.
Michael Voigt verfolgt in seinem Buch auf rund 660 Seiten (je nach Ausgabe) ein Ausbildungskonzept, das mit den ersten Schritten eines Traders beginnt. Einsteiger nimmt „Das große Buch der Markttechnik“ an die Hand, erfahrenere Trader werden gern ihr Wissen damit neu auffrischen. Dass Michael Voigt beide Gruppen abholt, beweist die inzwischen 13. Auflage des Klassikers.
Über Michael Voigt und sein Buch
Als der Autor „Das große Buch der Markttechnik“ erstmal publizierte, arbeitete er als Trader im Team eines internationalen Handelsbüros. Während seiner Tätigkeit fertigte er Dokumentationen und Analysen an. Alsbald reifte der Plan, daraus ein Buch entstehen zu lassen. Er gab auch Seminare und Workshops, wobei er lernte, wie viele unterschiedliche Tradingstile es gibt. Da deren Darstellung den Rahmen von „Das große Buch der Markttechnik“ gesprengt hätte, beschloss Michael Voigt, Trading nicht in der Breite, sondern in der Tiefe darzustellen. Er unterteilte sein Buch in die beiden wesentlichen Bereiche der reinen Markttechnik und der Qualität des Tradings. Letzteres meint die Verbindung von Wissen und Erfahrung beim praktischen Handel an der Börse.
Schon im Vorwort verweist Michael Voigt darauf, dass „Das große Buch der Markttechnik“ eine, aber nicht die einzige Variante erfolgreichen Handelns ist. Daher versteht sich sein Buch nicht als absolute und unumstößliche Handlungsanweisung, sondern nur als eine von vielen Möglichkeiten, wie es gehen kann – die indes wiederum sehr detailreich erläutert wird. Wichtig ist dieser Aspekt, weil Trader bei ihrem Vorgehen auch von ihren eigenen Ressourcen (Zeit, Geld) und emotionalen Ansätzen ausgehen müssen. Letzteres bedeutet: Es gibt Menschen, die eine Position in Ruhe über Jahre aussitzen können, was zu einem sehr hohen Gewinn führen kann. Andere schaffen das nicht, sie wollen schnell ein Ergebnis. Für sie ist Daytrading besser geeignet.
„Das große Buch der Markttechnik“ mit ungewöhnlicher Struktur
Michael Voigt hat sich entschlossen, vom reinen Duktus eines Fachbuches abzuweichen. Er fügt zu jedem Fachteil ein belletristisches Kapitel hinzu, welches das praktische Handeln eines Traders mit all den verbundenen Umständen und Emotionen (!) beschreibt. Die Belletristik geht sogar dem Fachteil voran und bereitet ihn damit vor. Der Aufbau erfolgt kapitelweise und beschreibt die Entwicklung eines Praktikanten im Umfeld des Handelsbüros. Damit erhält der Tradingneuling einen Spiegel, in welchem er sich schnell wiederfindet. Wahrscheinlich ist dieser ungewöhnliche Ansatz ein wichtiger Grund des Erfolges von „Das große Buch der Markttechnik“. Michael Voigt versteht es nämlich, die diffizilen Gefühle darzustellen, die einen Trader zu einem mehr oder weniger vernünftigen Handeln bewegen:
- Was fühlen wir, wenn sich ein Trade gegen uns entwickelt? Handeln wir trotzig weiter oder pausieren wir ängstlich?
- Was ist die grundsätzliche Motivation, einen Trade einzugehen: Ist es eine günstige Marktsituation oder vielleicht die Tageszeit, weil wir uns morgens zum Handeln verpflichtet fühlen?
- Wie gehen wir mit Verlusten und Gewinnen emotional um?
- Wie viel Geduld bringen wir auf, wenn der Markt plötzlich stockt? Warten wir Minuten, Stunden oder auch Tage und Wochen ab?
- Wie agieren wir unter Stress bei plötzlichen Crashs oder Ausbrüchen nach oben?
Die geschilderten Szenen sind der Praxis – der von Michael Voigt bei seinem Einstieg in den Börsenhandel – entnommen. Übrigens übertreibt es der Autor mit der Romanerzählung nicht: „Das große Buch der Markttechnik“ bleibt natürlich überwiegend ein Fachbuch. Der rein fachliche Anteil macht ~73 % aus. Schauen wir uns nun noch einige Kapital an.
Kapitel 1: Vorhang auf für „Das große Buch der Markttechnik“
Im 1. Kapitel stellt uns Michael Voigt die fünf Protagonisten der folgenden Story vor (Praktikant Philip, die beiden Händler Hofner und Sander sowie die Administratorinnen Laura und Claudia). Dieses Kapitel beschreibt allein das Umfeld des Handelsbüros und die Interaktion der Beteiligten, auf Fachfragen verzichtet der Autor vorerst. Vielmehr erfährt der Leser, dass Philip bislang an den Börsenhandel eher wie an eine Lotterie herangeht, was alsbald zu drastischen Verlusten führte.
Kapitel 2: Wie entstehen Kurse?
In diesem Kapitel, das belletristisch damit beginnt, dass Philip in eine fundamental interessante Aktie investiert hat und entgegen aller Erwartungen Verluste hinnehmen muss, erfährt der Praktikant, wie Kurse in Wahrheit entstehen: Durch die Aktionen der Handelsteilnehmer, die Größe ihrer Orders sowie durch marktbewegende News und sogar Gerüchte. All das garniert Michael Voigt mit Charts, die den reinen Sachteil untersetzen: Erstmals bringt „Das große Buch der Markttechnik“ die tatsächlichen Gründe für eine Kursentwicklung zur Sprache.
Die guten oder schlechten Quartalszahlen eines Unternehmens sind es nämlich nicht allein. Vielmehr gibt es höchst individuelle Motivationen von Käufern und Verkäufern bis hin zum Effekt der Gewinnmitnahme, die eine Aktie just an dem Tag sinken lassen können, an welchem gute Quartalszahlen verkündet werden. Ein sehr wesentlicher, rein fachlicher Punkt in diesem Artikel ist der Einfluss der Orderarten auf die Kursentwicklung. Marktteilnehmer setzen ihre Kauf- und Verlustbegrenzungsstopps in der Regel in sehr ähnlichen Kursregionen, weil sie technisch ähnliche Ansätze verfolgen. Wenn solche Marken gerissen werden, bewegt sich der Kurs plötzlich sehr schnell in die eine oder andere Richtung.
Kapitel 3: Trends
Nach der belletristischen Einleitung, die unerwartete Entwicklungen und die emotionale Reaktion des Tradingneulings Philip behandelt, erfahren dieser Protagonist und der Leser vom Profi Hofner, wie Kurse wirklich entstehen und wo man deshalb seine Stopps platzieren sollte. Der Romanteil ist im 3. Kapitel kurz, der Fachteil umso länger: Michael Voigt erläutert ausführlich in mehreren Unterabschnitten, was Trendlinien sind, wie man sie zeichnet, wie ein Trader Trendfolge- Indikatoren einsetzen kann und wie in einem Trend Einstiege und Stopploss-Marken zu finden sind. Nach der theoretischen Erklärung folgt ein praktisches Beispiel. Es kommen rein technische Methoden wie die 1-2-3-Formation zur Sprache, bis das Kapitel am Ende die Erkenntnisse nochmals zusammenfasst.
„Das große Buch der Markttechnik“ Kapitel 4
Im 4. Kapitel leitet der Autor vom Grundsatz- zum Detailwissen über, zu welchem unter anderem die Beachtung von Zeiteinheiten gehört. Auch geht es darum, in eine Tradingentscheidung viele Faktoren einzubeziehen und auch Ausnahmesituationen wie einen plötzlichen Trendbruch zu erkennen.
Weitere Kapitel in „Das große Buch der Markttechnik“ von Michael Voigt
Das Buch hat insgesamt acht vollständige Kapitel im beschriebenen Aufbau und einen Abspann, der sich als Fazit lesen lässt.
- Kapitel 5 behandelt Stopps und Einstiege.
- Kapitel 6 stellt ein Handelsjournal und mehrere Beispieltrades vor.
- Kapitel 7 handelt von automatischen Handelssystemen und typischen Fehlern im Trading.
- Kapitel 8 ist der Qualität im Trading gewidmet.
Das Fazit zum Buch
Im Abspann äußert sich Michael Voigt nochmals grundsätzlich zur Diversifikation sowie zur Qualität und Beständigkeit im Trading. „Das große Buch der Markttechnik“ ist fesselnd geschrieben, doch Trader sollten es nicht als reinen Roman lesen. Die Fachteile müssen wirklich durchdrungen werden: Dann ist dieses Buch eine großartige Hilfestellung. Mehr zu Michael Voigt selber findest du auf seiner Website
HIER.
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